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Kreuzkapelle - Friedhof

Die Friedhofskapelle

Auf dem Friedhof in der von-Graba-Straße 20 befindet sich die Kreuzkapelle.

Von außen eher schlicht, besticht sie durch die Gestaltung im Inneren:

 

 

 

Die Altarwand der Friedhofskapelle

Die Altarwand unserer Friedhofskapelle wurde von dem Künstler Adi Holzer im Winter 2005/2006 gänzlich neu gestaltet.

In der Mitte der Altarwand - und damit auch geistlich im Zentrum - steht der auferstandene Christus. Das wird durch die Farben- und Symbolsprache der Altarwand noch unterstrichen. Ja, man kann sagen, die Altarwand predigt. Sie predigt  von der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten, von der Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde.
Und so müsste dieses Gotteshaus eigentlich Auferstehungskapelle heißen. Vielleicht wird sich dieser Name ja einbürgern.
Die Altarwand prägt den Charakter des Raumes sowie der gesamten Kapelle und gibt damit dem Friedhof seine geistliche Mitte.

Die Altarwand ist dreigeteilt:

Links sehen wir in überwiegend braunen, herbstlichen Tönen Abbilder der Vergänglichkeit. Herbst des Lebens, die Blätter fallen.
Man spürt die Melancholie, die mit Verlust und Abschied verbunden ist.
Es sind Bilder aus der Vergangenheit dabeiž sie erinnern an das, was einmal war und nicht mehr ist, wie alte vergilbte Fotos.
Sie zeigen vertraute Glückstädter Motive: die Fortuna oder den Schädel mit Sanduhr von einem Grabstein hier direkt neben dem Kapelleneingang.
Daneben, erschreckend frisch von den Farben, also aktuell, das Attentat vom 11. September. Das Flugzeug, das in die Türme des
World Trade Centers rast, wird zur Lanze, die in Christi Leib gestoßen wird. So haben wir beides vor Augen: Die Sünde und mit ihr
die Abgründe der menschlichen Seele und den Tod und die Vergänglichkeit.

Auf der rechten Seite kräftige Farben, fast ein wenig zu kräftig: blau, grün, türkis, rosa.
Und mitten drin die Worte ein neuer Himmel und eine neue Erde. So hat es Johannes vielleicht gesehen, das Blau des neuen Himmels und das Grün der neuen Erde: intensiver als wir es gewohnt sind, nicht mehr gebrochen und gedämpft  durch das Zwielicht von Schuldigwerden und Erleiden, sondern hell und klar leuchtend im Licht Gottes und durchglüht von der Liebe.
Von Gott wird diese Veränderung kommen, wie der Pfeil, der von außerhalb des Bildes kommt. Er scheint von dem goldenen Dreieck, dem Sinnbild der Trinität, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ganz oben an der Spitze auszugehen und zielt in das Bild hinunter, auf das Herz.
"Das ist ein Liebespfeil", haben Kinder aus unserem Kindergarten spontan gesagt. Recht haben sie: Wenn Gott unser Herz erreicht, dann wird alles neu. Dann beginnen der neue Himmel und die neue Erde schon in uns und unter uns. Und dann spüren wir einen Vorgeschmack davon, wie es sein wird, wenn wir einmal die alte Erde verlassen haben und den neuen Himmel und die neue Erde Gottes schauen.
Und den Grund für diese Hoffnung, den Grund unseres Glaubens, den Grund, warum wir getauft worden sind und warum diese Kapelle hier steht, den Grund, warum wir in der Kirche Abschied von unseren Toten nehmen, den Grund dafür sehen wir in der Mitte, im Zentrum: Christus.  

 

Als einziger ist er nicht gemalt, sondern tritt plastisch hervor. Er tritt gleichsam aus dem Bild heraus - auf uns zu.
Die Farben: der Auferstandene in Gold auf dem Lapislazuli-Blau mit dem Rot - greifen die Symbolik der alten christlichen Ikonographie auf.
Gold, die kostbarste Farbe, steht für das Göttliche in Christus, für seine Einheit mit dem Vater. Das intensive Blau erinnert an die Farbe des Himmels; aber es ist kräftiger; es geht über das vertraute Himmelsblau hinaus und verweist damit auf die Transzendenz, auf den Himmel Gottes, der etwas anderes ist, als der Himmel über uns mit seinen Wolken und mit seinem Dunst, den wir in der norddeutschen Tiefebene so oft erleben.
Rot ist die Farbe der Liebe und des Lebens. Sie erinnert an das Blut Christi, das er vergossen hat, um uns das ewige Leben zu bringen.
Um ihn herum ist die Wand weiß: die Farbe des Lichtes, die Farbe, die in der Symbolik zu Ostern gehört, dem Fest der Auferstehung.
Christus ist das Zentrum. Bei ihm findet das Auge, nachdem es über die Farben und die bewegten Bilder gewandert ist, wieder zur Ruhe und über das Auge kann sich der Friede bis in die Seele ausbreiten. Indem ich auf Christus schaue, finde ich Frieden.
Dieser Christus ist aber nicht starr. Er scheint in Bewegung begriffen zu sein: nach oben zum Vater und zugleich auf uns zu. Er ist im Begriff, seine Arme auszubreiten.
Sie sind noch in der Aufwärtsbewegung. Die Hände sind uns zugekehrt, die Handflächen geöffnet. An ihnen, wie an den Füßen, sind noch die Wundmale der Nägel zu sehen. Trotz Gold und Lapislazuli wird hier nichts beschönigt. Der verherrlichte Jesus ist der, der elendig am Kreuz gestorben ist.
Er kennt den Tod, die Einsamkeit, das Dunkel und die Verzweifelung. Und doch ist er lebendig. Er hat dem Tode die Macht  genommen und das Leben und ein vergängliches Wesen ans Licht gebracht, wie Paulus an seinen Freund Timotheus geschrieben hat.
Wenn wir auf diesen Christus hier über dem Altar schauen, dann sehen wir einen, der seine Arme ausbreitet, um uns zu trösten und in den Arm zu nehmen.
Und ob ich nun fromm bin oder eher weniger, es tut gut, dieses Bild vor Augen zu haben, denn es bleibt nicht auf der Netzhaut, es dringt tiefer.
So laden die Darstellungen an der Altarwand zum Betrachten ein und trösten auf behutsame und unaufdringliche Weise.

Wenn wir auf die Altarwand schauen, werden uns vielleicht nicht alle Motive gleichermaßen ansprechen. Das muss auch nicht sein.
Wer möchte, kann sich auf die Suche nach seinem Lieblingsbild machen. Meines ist der Vogel auf dem Zweig. Er erinnert mich in seiner Art der Darstellung an chinesische Seidenmalereien: und von da ist es nicht weit zu Hans-Christian Andersens Märchen Die Nachtigall.
Das Märchen spielt im alten China: Der Kaiser des Reiches der Mitte liegt im Sterben. Das Atmen fällt ihm schwer. Denn auf seiner Brust hockt schon der Tod und starrt ihn mit leeren Augenhöhlen an. Er hat des Kaisers Schwert an sich genommen und die Krone auf seinem kahlen Kopf.
Auch die Diener und Hofbeamten haben ihren alten Kaiser schon aufgegeben. Sie richten sich ein auf die Zeit nach ihm. Er ist allein und von allen verlassen. Da erklingt draußen vor dem offenen Fenster das Lied der Nachtigall. Mitten in der Nacht des Todes erklingt Gesang.
Der Vogel singt vom Trost und von der Hoffnung, von den blühenden Rosen und vom Duft des Flieders. Das Lied der Nachtigall vertreibt den Tod.
Glaube ist der Vogel, welcher singt, wenn die Nacht noch dunkel ist. (Rabindranath Tagore) Für diesen Gesang ist unsere Kapelle gebaut.

Dazu möge Gott sie und alle, die sich in ihr versammeln, segnen.

Die Planung und Realisierung wurden betreut durch den Architekten Pieter Dubbeldam.

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